Im September fanden in drei deutschen Bundesländern Landtagswahlen statt. Bei der Wahl in Brandenburg entschieden sich zahlreiche Wählerinnen und Wähler, ihre Stimme per Brief abzugeben. Die Auswertungen zeigen, dass es die Briefwähler und ihre Stimme waren, die einen Wahlsieg der AfD verhindert haben.
SPD bei den Briefwählern mit Abstand stärkste Kraft
Nach der Landtagswahl in Brandenburg sind inzwischen erste Statistiken in Bezug auf die Briefwahl veröffentlicht worden. Insgesamt hat knapp ein Drittel der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme per Brief abgegeben. Was dabei ins Auge sticht, ist die Verteilung der abgegebenen Stimmen.
Denn 32 Prozent der Briefwähler haben für die SPD gestimmt. Es folgen das BSW mit 16,9 Prozent sowie die CDU mit 16,6 Prozent. Die SPD war bei den Briefwählern somit die beliebteste Partei.
Anders sieht es jedoch bei den abgegebenen Stimmen für AfD aus. Bei den Briefwählern hat die Partei lediglich 17,5 Prozent aller Stimmen erhalten – deutlich weniger als bei der Urnenwahl. Denn diese hätte die AfD mit 34,8 Prozent aller Stimmen gewonnen.
Ähnliches Phänomen in Sachsen und Thüringen
Auch in Sachsen und Thüringen sind bereits Zahlen darüber veröffentlicht worden, für welche Parteien Briefwähler und Briefwählerinnen gestimmt haben. In Sachsen erhielt die CDU 38,2 Prozent aller per Brief abgegebenen Stimmen. Es folgen die AfD mit 18,2 Prozent und das BSW mit 13,5 Prozent.
Die CDU war unter den Briefwählern somit die mit Abstand stärkste Partei. Bei der Urnenwahl lag hingegen die AfD mit 36,7 Prozent aller Stimmen weit vorne. Auch in Sachsen zeigt sich also, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen der Urnenwahl und der Briefwahl gibt.
Diese Annahme wird durch die Zahlen der Thüringer Landtagswahl untermauert. Denn auch hier erhielt die CDU die meisten Stimmen der Briefwähler, wohingegen die AfD bei der Urnenwahl stärkste Kraft wurde.
Regionale und soziodemografische Unterschiede erklären das Wahlergebnis
Der große Unterschied zwischen den Ergebnissen der Briefwahl und der Urnenwahl ist in Deutschland nicht neu. Dieser Trend lässt sich bereits seit einigen Jahren erkennen und wurde deshalb von der Forschung genauer analysiert. Dabei sind zahlreiche Unterschiede aufgefallen, die auch das Wahlergebnis bei den Landtagswahlen erklären.
Zunächst zeigen die Statistiken, dass die Briefwahl insbesondere in Westdeutschland sehr beliebt ist. Die Menschen im Osten des Landes scheinen tendenziell eher skeptisch der Briefwahl gegenüber zu sein. Hinzu kommt, dass in urbanen Regionen deutlich mehr Menschen per Brief wählen als auf dem Land.
Auch ein Blick auf den typischen Briefwähler erklärt, wieso rechte Parteien nicht von der Briefwahl profitieren und diese sogar abschaffen wollen. Denn der typische Briefwähler ist gebildet, lebt eher in städtischen Regionen und wählt bedacht.